Deutschlands
wirtschaftliche Zukunft wird in den jüngsten
Wachstumsprognosen weiter wenig rosig gezeichnet. Der
Internationale Währungsfonds (IWF) geht davon aus, dass die
Bundesrepublik im kommenden Jahr mit 1,2 Prozent
Wirtschaftswachstum deutlich hinter der Euro-Zone
zurückbleiben wird. Dort seien immerhin im Schnitt 1,8
Prozent zu erwarten. Und das liegt schon deutlich unter dem
geschätzten Weltwirtschaftswachstum von 4,3 Prozent, das
primär von den USA (3,3 %) und China (8,2 %) getragen
werde.
Wenig Bewegung auf dem
Arbeitsmarkt
Nur leicht optimistischer
in seinen Zahlen ist das Rheinisch-Westfälische Institut
für Wirtschaftsforschung (RWI), das im kommenden Jahr mit
einer Fortsetzung des wirtschaftlichen Aufwärtstrends in
Deutschland rechnet. Nach einer für 2005 erwarteten
Wachstumsrate von 0,9 Prozent veranschlagt das Essener
Institut für 2006 ein Plus von 1,4 Prozent. Wie schwach der
Trend ist, zeigt jedoch, dass die Essener zuvor noch von 1,0
und 1,8 Prozent ausgegangen waren.
Wenig Positives wird es
nach ihrer Einschätzung auch vom Arbeitsmarkt zu verkünden
geben. So rechnen die Experten damit, dass die
Arbeitslosenquote erst im kommenden Jahr sinken wird, etwa
um einen halben Prozentpunkt auf 10,5 Prozent.
"Reformen müssen zu
Ende gebracht werden"
Getragen
werde die derzeitige "mäßige" Aufwärtsbewegung
vor allem vom Export und einer Belebung bei den
Investitionen. Beim privaten Verbrauch sehe es weiter eher
düster aus. Noch immer sei Deutschland von der
internationalen Entwicklung abgekoppelt. Es gebe hier kein
Konjunkturproblem im klassischen Sinne, sondern ein durch
mangelnde Reformen ausgelöstes Wachstumsproblem. Neben
einer Haushaltskonsolidierung müsse es nun darum gehen,
eine Reform der sozialen Sicherungssysteme voranzutreiben
und das Steuersystem umzugestalten.
Auch IWF-Chefökonom
Raghuram Rajan sieht im Reformkurs den Schlüssel für einen
Aufschwung. Er lobte den begonnen Weg in Deutschland, vor
allem im Arbeitsmarkt. "Diese Reformen müssen zu Ende
gebracht werden", sagte er. Vor allem müssten die
Arbeitgeber entlastet werden, um Anreize für
Neueinstellungen zu schaffen. Aber auch der Finanzsektor
müsse weiter liberalisiert werden.
Das Risiko einer
andauernden Wirtschaftsflaute sei aber beträchtlich. Vor
allem die Schwäche der Binnenwirtschaft mache die Euro-Zone
empfindlich für externe Schocks wie höhere Ölpreise, eine
kräftige Euro-Aufwertung oder einen weltweiten Anstieg der
Zinsen.
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